Kommende Ausstellungen 

68 Gallery

27.09. - 24.10.2025





68 Gallery


68 Gallery - Mannheim

Lange Rötterstraße 68, 68167 Mannheim


Groupexhibition - "Ansichtssache"

Opening hours 2025


Friday, 27.09.2025 / 18:00 – 22:00 – VERNISSAGE
Friday 16:00 – 18:00
Saturday 10:00 – 12:00



"ohne Worte" - Einzelausstellung

08.11. - 14.12.2025





weitere Informationen folgen

Marschtorzwinger Buxtehude


Einzelausstellung Buxtehude

Marschtorzwinger, Westfelth, 21614 Buxtehude


Öffnungszeiten


Vernissage

Samstag, 08. November 2025     ab 14 Uhr


Finnisage

Sonntag, 14. Dezember 2025    ab 11 Uhr


Ausstellungsbeschreibung


Diese Ausstellung ist Oskar gewidmet – meinem Sohn, der nonverbal ist und Autist. Der Titel „ohne Worte“ verweist auf jene tiefen Ebenen der Erfahrung, der Wahrnehmung und des Gefühls, die nicht durch Sprache erfasst werden können, sondern durch Gesten, Farbe, Form und Präsenz. Es sind Welten, die jenseits von Worten existieren, aber nicht weniger real, intensiv oder voller Ausdruck sind.


Überblick

In „ohne Worte“ präsentiere ich zwei zentrale Werkserien, die beide stark von Oskars Lebenswelt inspiriert und aus meiner Rolle als Mutter und Begleiterin heraus entstanden sind:

1. Playground

2. heads & hands

Beide Serien sind unterschiedliche, sich ergänzende Zugänge – sie sind Ausdruck meiner Wahrnehmung seiner Welt, meines Versuchs, sie sichtbar zu machen, und eine Einladung an Betrachter:innen, in Momente einzutauchen, in denen Worte still sind und dennoch etwas laut wird. 


Playground

In Playground begebe ich mich in die Welt meines Sohnes – eine Welt, die oft wild, intensiv, überwältigend, aber gleichzeitig voller Fantasie, Energie und Lebendigkeit ist. Elemente dieser Serie:

• Farben, Formen, Flächen: Ich arbeite mit kräftigen Farben, experimentellen Farbkombinationen, chaotischen Übergängen und Kontrasten. Diese visuelle Intensität versucht, das innere Erleben widerzuspiegeln: wie Sinneseindrücke oft zusammenprallen, verschwimmen, sich überlagern – manchmal überwältigend, manchmal voller Poesie.

• Silhouetten und Gestalten: Inmitten dieses Farb- und Formgewirrs tauchen Kinder-Silhouetten auf – spielende Figuren, Körper im Raum, Bewegungen, Sprünge. Diese Konturen sind reduziert, schlicht, fast wie Schatten oder Schattenrisse – sie sind nicht deutlich erzählt, sondern gespürt. Sie stehen stellvertretend für das Unausgesprochene im Erleben – für Bewegung und Lebenskraft, auch wenn die Sprache schweigt. Eine sich verlierende Figur in einem überwältigenden Szenario, ein Stück weit verschmolzen und doch abgegrenzt.

• Perspektive & Einladung: Playground lädt die Betrachter:innen ein, Perspektiven zu wechseln – nicht von außen zu schauen, sondern Einblicke zu gewinnen in eine Wahrnehmung, die anders funktioniert. Oft fühlt sich das Leben für Oskar wie ein Hindernisparcours an – voller Herausforderungen –, doch gerade darin liegt eine besondere Stärke: eine Wahrnehmung, die detailreich ist, lebhaft, und die feinen, versteckten Aspekte erkennt, die wir in unserem Alltag übersehen. Oskar befindet sich als neurodiverser Mensch permanent in unserer für neurotypische Menschen ausgerichteten Welt. Mit dieser Serie lade ich ein, einen kleinen Ausflug in seine Welt zu unternehmen.


heads & hands

Während Playground aus dem inneren Erleben, der sensorischen Welt inspiriert ist, richtet heads & hands den Blick auf Beziehung, Berührung, Kommunikation – auf jene non-verbalen Ausdrucksformen, die auch ohne Worte sprechen. Mögen Gebärden für einige Menschen mit Behinderungen eine wichtige Kommunikationsmöglichkeit sein, vergessen wir alle doch all zu häufig, dass wir eben diese auch verwenden. Wir kommunizieren. Immer. Diese Serie soll ein Bewusstsein dafür schaffen.

• Körper, Haltung, Hände: In dieser Serie spielen Hände und Kopfhaltungen eine zentrale Rolle. Hände, Gesten, Berührungen – sie sind oft die ersten Mittel, durch die Kontakt, Verbindung oder auch Distanz spürbar wird. Der Verzicht auf die Augenpartie in den Portraits der Serie, stellt eine Analog zum Verzicht auf Worte dar. Die sind bekanntlich der Schlüssel zur Seele. Dieser Schlüssel fehlt oft, wenn es keine Worte gibt. Doch schaut man genau hin, wird wird ein Gefühl sichtbar, durch Farben, Formen und Haltung.

• Intimität und Zwischenräume: Es geht um das, was zwischen Menschen stattfindet – das Unausgesprochene, die Lücke, den Moment des Übergangs. Nähe und Distanz, Berühren und Loslassen, Vertrauen und Unsicherheit. Diese emotionalen Zustände sehe ich als Momentaufnahmen, in denen die Sprache der Hände und der Körperhaltung mehr sagen kann als Worte.

• Ausdruck von Gefühl & Kommunikation: Manche Werke zeigen klare Gesten – „Thumbs up“, „Shaka“, „Peace“, „Fuck off“ – als universelle Zeichen, als kurze Statements, manchmal provokativ, manchmal sanft. Andere sind subtiler: feinere Linien, schwache Berührungen, Hände, die sich annähern oder zurückziehen. Diese Variation macht deutlich: Nonverbale Sprache ist nicht eindimensional. Sie ist bittersüß, kraftvoll, verletzlich. Es ist die Suche nach Verbindung ohne Worte, eine Darstellung zwischenmenschlicher Beziehungen auf verschiedenen Ebenen.


Entstehung der Serien 

An einem grauen, regnerischen Tag haben mein Sohn und ich dieses Bild begonnen. Wir standen gemeinsam vor einer großen Leinwand und haben ohne Plan, ohne Vorgabe, einfach wild und bunt die Farben verteilt. Es war ein Spiel, ein Ausprobieren - sein kindlicher Ausdruck, mein Begleiten. Als er später schlief, habe ich begonnen, seine Silhouette aus den Farbflächen herauszuarbeiten - eine Schaufel in der Hand, eine Kappe auf dem Kopf. Ein kleiner Körper auf einem Spielplatz, mitten in dieser intensiven Welt, die er auf seine ganz eigene Art wahrnimmt.

Die ersten Bilder sind in einer Zeit entstanden, in der wir noch mitten im Prozess der Diagnostik waren - zwischen Fragen, Unsicherheit, Hoffen, Zweifeln. Und doch war von Anfang an klar: Diese Serie handelt von Mutterschaft. Von dieser ganz besonderen Liebe zu einem besonderen Kind.

Diese Unsicherheit als Mutter eines autistischen Kindes blieb. Mal mehr, mal weniger präsent. In seinem fünften Lebensjahr stellte ich mir die Frage, wie Oskar ein Leben ohne Worte bestreiten könnte. Ich lerne Gebärden, beschäftige mich mit Kommunikationsmöglichkeiten ausserhalb der gesprochenen Sprache, gestikuliere intensiv, um ihm Dinge zu verdeutlichen, zu erklären. Doch Oskar nutz keine Worte, keine Schrift, keinen Talker, keine Gebärden. Er berührt. Mit seinen Händen. Seine kleinen Hände schaffen eine Verbindung, die keiner Worte bedarf. Und so malte ich mir die Sorgen von der Seele, indem ich die Vielfalt von Händen und Berührungen auf meiner Leinwand erkundete. 


Warum „ohne Worte“?

Der Titel „ohne Worte“ bringt all diese Elemente zusammen:

Es ist eine Hommage an die Stimmen, die nicht mit Worten sprechen – aber doch Gehör verdienen.

Es ist das Eingeständnis, dass wir nicht immer reden müssen, um zu verstehen, um zu fühlen.

Und es ist ein Angebot: für Empathie, für Geduld, für Zuhören – zuzuhören mit den Augen, dem Herzen, dem Körper.

Die Ausstellung lädt ein, sich einzulassen auf diese stille, aber nicht stumme Kommunikation: durch Farbe, Gestik, Raum. 


Technische & ästhetische Aspekte

Damit die Wirkung spürbar wird, arbeite ich mit folgenden Mitteln:

• Materialien: Acrylfarben auf Leinwand, gelegentlich Pastellkreiden, Spray, experimentelle Oberflächen. Diese Vielfalt unterstützt die unterschiedliche Textur des Erlebens.

• Formate: Unterschiedliche Größen, von kleineren Arbeiten bis zu großen Leinwänden – um Nähe und Distanz, Intimität und Raum zu modulieren.

• Komposition & Licht: Farbflächen, Schatten, Licht, Silhouetten, der Einsatz von Kontrast – alles dafür, dass Betrachter:innen in die Tiefe der Bilder gezogen werden. Zum Teil werden auch Effekte genutzt, z. B. Schwarzlicht oder Perspektivwechsel, damit die Wahrnehmung herausgefordert wird. Playground arbeitet mit solchen Elementen, die das Sehen verändern und dafür sorgen, dass man genauer hinschaut. So wird eine vermeintlich unsichtbare Ebene zum Vorschein gebracht. Hiermit schaffe ich eine Analogie auf das Autismus-Spektrum. 


Intention & Wirkung

Mit „ohne Worte“ möchte ich …

• Bewusstsein schaffen für die Vielfalt menschlicher Kommunikation.

• Empathie fördern – gerade für Menschen, deren Ausdruck anders ist. Deren alltäglich Schwierigkeiten nicht auf den ersten Blick sichtbar sind.

• Raum bieten für Reflexion: Wie sprechen wir zueinander? Wie hören wir zu? Was sehen wir wirklich?

• Den Besucher:innen erlauben, innezuhalten, loszulassen vom Erwarteten, vom rational Verstandenen, und sich einzulassen auf das Gefühl und das visuelle Erlebnis. 


Widmung

Dieses Projekt ist meinem Sohn Oskar gewidmet. Nicht nur als Inspiration, sondern als lebendige Wirklichkeit – als jemand, dessen Welt anders ist, dessen Wege des Ausdrucks nicht weniger gültig sind. Sein Schweigen ist kein Mangel, sondern Teil eines Reichtums an Wahrnehmung, an Empfindung, an Liebe. Möge „ohne Worte“ als Brücke dienen – zwischen Welten, zwischen Menschen, zwischen Herzen. Danke Oskar, dass du so viel mehr in mein Leben gebracht hast. Geduld, Empathie, Vielschichtigkeit, Offenheit, Rücksichtnahme und ganz besonders Liebe. Danke für die neuen Wege, die du mir zeigst. Das unerschütterliche Vertrauen, das du mir schenkst. Die Liebe, die du in mir hast blühen und wachsen lassen. Du bist Lehrmeister, Inspiration und ein wunderbarer Grund glücklich zu sein.


„Ich wund’re mich, weil du so ein Wunder bist.“

aus meinem Gedichtband Denn dort oben ist der Ausblick doch viel schöner - Kapitel „Neuanfang“.